Island und die EU – mehr als eine Affäre?

am 10. Mai 2010
um 19 Uhr
im Felleshus der Nordischen Botschaften

Führt die Finanzkrise Island in die EU? Island war jahrzehntelang das einzige nordische Land, das sich nie um eine Mitgliedschaft in der EU beworben hat. Die politische Elite des Landes stand dem Thema EU immer skeptisch bis ablehnend gegenüber. Über den Vertrag zum Europäischen Wirtschaftsraum und das Schengener Abkommen wurde Island jedoch eng an die EU angegliedert. Dies ermöglichte, die europäische Integration auf die für Island wichtigen Politikbereiche zu beschränken und dabei gleichzeitig unbeliebte Aspekte wie insbesondere die Gemeinsame Fischereipolitik der EU außen vor zu lassen.

Angesichts schwerster Auswirkungen der Finanzkrise auf Island beschloss das Parlament nach vorgezogenen Neuwahlen und einem Regierungswechsel im Juli 2009, um eine Mitgliedschaft in der EU zu ersuchen. Seither wurde das Land jedoch weiter u.a. durch den Icesave-Skandal erschüttert, in dessen Folge Anfang März 2010 die Bevölkerung mit großer Mehrheit die Entschädigung ausländischer Regierungen für den Verlust von Sparanlagen ablehnte.

Der Vortrag der Politikwissenschaftlerin Meike Stommer skizziert die Geschichte des Landes in der europäischen Integration und beleuchtet insbesondere die Hintergründe der Bewerbung um die EU-Mitgliedschaft sowie die aktuelle Debatte im Land. Im Anschluss diskutieren der Botschafter Islands in Deutschland, Gunnar Snorri Gunnarsson, der isländische Rundfunkjournalist Ingólfur Bjarni Sigfússon und Willem Noe von der Europäischen Kommission mit der Referentin über Island in der Krise und die Perspektive einer EU-Mitgliedschaft. Es moderiert der Berliner Rundfunkjournalist und Islandkorrespondent des Deutschlandfunks Philipp Boerger.

Zum Abschluss findet im Foyer ein kleiner Empfang statt.

mit:

Meike Stommer hat von 2003-2007 Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald studiert. An der Universität Islands in Reykjavik studierte sie von 2004–2005 im Rahmen eines B.A.-Programms „Isländisch für Ausländer“ und Politikwissenschaft. Ihre Magisterarbeit schrieb sie zum Thema Island und Europäische Integration. Seit Januar 2007 ist sie Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Kontaktzone Mare Balticum: Fremdheit und Integration im Ostseeraum“ an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

S.E. Gunnar Snorri Gunnarsson, Botschafter von Island in Deutschland, ist seit 1979 im isländischen Staatsdienst tätig und seit dem 12. Januar Botschafter Islands in Deutschland. Zuvor war er u.a. als Botschafter in der Volksrepublik China und bei den Europäischen Gemeinschaften in Brüssel tätig.

Ingólfur Bjarni Sigfússon ist Stellvertretender Chefredakteur des Ríkisútvarpið (RUV – The Icelandic National Broadcasting Service) in Reykjavík.

Willem Noe ist für die Europäische Kommission in Brüssel tätig. In der Generaldirektion Erweiterung beschäftigt er sich mit dem Beitrittsgesuch Islands.

Philipp Boerger ist Journalist und arbeitet in Berlin für das Jugendradio Fritz vom rbb. Außerdem ist er als freier Islandkorrespondent für den Deutschlandfunk DLF tätig.

Während der Veranstaltung werden Islandbilder des Berliner Fotografen Martin Seeliger gezeigt. Der Fotograf Martin Seeliger, geb. 1972 in Rüsselsheim, wohnt in Berlin und Gießen. Er studierte Germanistik und Philosophie in Tübingen und ist diplomierter Medienwissenschaftler. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat im Deutschen Technikmuseum arbeitet er bei Leica. Seine Reisen führten ihn u.a. nach Indien, in den Himalaya und – nach Island.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Kulturhus Berlin. Zentrum für Nordeuropäische Kultur und Wissenschaft e.V. und der Botschaft von Island. Sie findet im Rahmen der Aktionstage politische Bildung vom 5. bis 23. Mai 2010 statt.