Der Erste Weltkrieg hat sich in vielerlei Hinsicht auf Island ausgewirkt, auch wenn er nicht eine so einschneidende Wirkung wie der Zweite Weltkrieg hatte. Bereits 1904 erreichte Island weitgehende Autonomie von Dänemark in inneren Angelegenheiten (Home Rule). Der Krieg untergrub die Verbindung mit Dänemark weiterhin. Am 1. Dezember 1918 wurde Island ein souveräner Staat. Die größte Herausforderung während des Krieges bestand darin, den Import von Lebensmitteln und Treibstoffen zu sichern. Von ausschlaggebender Bedeutung wurden Islands Beziehungen zu England und den USA. Nachdem Deutschland im Februar 1917 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg aufnahm, stand Islands Bevölkerung am Rande einer Hungersnot. Wie in vielen anderen Ländern führten die Kriegsjahre zu schärferen Klassengegensätzen und einer zunehmenden Polarisierung der politischen Kultur. Dies alles und insbesondere die Einstellung der Isländer zum Krieg und zu den kriegführenden Parteien soll im Ostseegespräch aufgegriffen und im Anschluss eingehend diskutiert werden.
Gunnar Þór Bjarnason, hat Geschichte und Politik in Reykjavík und Kiel studiert und viele Jahre an isländischen Gymnasien unterrichtet. Er ist zur Zeit Lehrbeauftragter an der Universität Islands. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Bücher zur Geschichte der isländischen Nationalbewegung (2012) und zum Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Island (2008). Zur Zeit arbeitet er an einem Buch über Island im Ersten Weltkrieg.
Ort und Zeit: Dorotheenstr. 24, Haus 3, Raum 3.231 „Henrik Steffens“; 14. Oktober 2014, 19.00 Uhr.