Bildung hat im Norden schon lange einen hohen Stellenwert. Bereits die Volksbewegungen betrachteten sie als wichtigen Bestandteil ihrer Demokratisierungsbemühungen. Die Ideologisierung der Bildung als ‚Volkserziehung‘ seit dem 18 Jahrhundert wurde auch im demokratischen Wohlfahrtsstaat fortgesetzt – wenn auch unter anderen Vorzeichen: Nach der Erziehung zum guten Bürger wurde die Schule nun zum verteilungspolitischen Instrument sozialdemokratischer Politik. So begann in den 1940er Jahren unter der Überschrift „Eine Schule für alle“ ein breitangelegter Umbau des schwedischen Schulsystems, dessen Ziel es war, allen schwedischen Schülern den gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
2000 beschloss das schwedische Parlament, dass Schweden eine „führende Wissensnation sein [solle], die sich durch eine qualitativ hochwertige Ausbildung und lebenslanges Lernen für Wachstum und Gerechtigkeit auszeichnet.“ 2013 dann der Schock: Schweden wies von allen Ländern und in allen Feldern der PISA-Untersuchung die größte Verschlechterung der Ergebnisse auf.
Was ist passiert? Die PISA-Ergebnisse hinterlassen große Ratlosigkeit und führen zu ausgedehnten Spekulationen über die Gründe. Dem schwedischen Wahlkampf bescheren sie Feuer, an dem sich die unterschiedlichen ‚Schulen‘ der Bildungsidee wieder einmal heftig entzünden können.
Valeska Henze, Studium der Politikwissenschaft in Berlin und Uppsala (Schweden), Promotion im Rahmen des deutsch-skandinavischen Forschungsprojekts „Conditions of European Democracy“ zu den politischen Kulturen von Schweden und Polen mit Forschungsaufenthalten in Warschau und Örebro. Außerdem freie Autorin, Übersetzerin und Lektorin.
Ort und Zeit: Dorotheenstr. 24, Haus 3, Raum 3.231 „Henrik Steffens“; 8. April 2014, 19.00 Uhr.